Klassiker des Monats November: World of Goo (2008)
Freitag, 1. November, 2019
Präsentiert von: Mascha Tobe
‚Märchen überwinden Grenzen.‘, so lautet das Motto der 30. Berliner Märchentage, denen ich mit unserem Spiel des Monats November im Namen des gesamten Teams des Computerspielemuseums ganz herzlich gratuliere und das Beste für die kommenden 30 Jahre wünsche!
Doch nicht nur Märchen überwinden Grenzen, auch Spielen wohnt diese Eigenschaft inne. Sie bieten Sozialräume und ermöglichen Spielenden, die Grenzen des eigenen Körpers zu überwinden und Jemand völlig anderes zu sein. Dabei bringen sie uns genauso viel über unser Gegenüber bei wie über uns selbst. Sie entführen uns in fremde Welten, in denen wir immer auch Vertrautes aufspüren können und lassen uns dabei mitunter Freundschaften zu Menschen rund um die Welt knüpfen.
Spiele greifen die Überwindung von Grenzen aber auch thematisch auf. Als Beispiel möchte ich mit diesem Klassiker des Monats November eines meiner Lieblingsspiele präsentieren, das wie kaum ein anderes Spiel meinen akademischen und beruflichen Werdegang beeinflusst hat: das preisgekrönte Puzzle-Spiel World of Goo (2008) des kalifornischen Independent-Studios 2D Boy.
Die bunte Welt von World of Goo wird von klebrigen Wesen, den sogenannten Goo-Balls besiedelt. Das Spielziel ist es, die Goo-Bälle so über- und nebeneinander zu kleben, dass sie eine Brücke bis zum nächsten Staubsauger bilden, der sie sogleich einsaugt.
Grenzen und Hindernissen zu trotzen, scheint zunächst ganz einfach, doch die Rätsel werden immer kniffliger und auch die physikalischen Eigenschaften der Goo-Bälle ändern sich, sodass eine bewährt geglaubte Bautechnik im nächsten Level mitunter nutzlos ist.
Während des Spiels bauen Spielende immer wieder Brücken, die von der Gemeinschaft der Goo-Bälle abhängen. Die Goo-Balls halten sich aneinander fest und holen sich Hilfe, indem sie schlafende Bälle wecken, um die Gruppe zu vergrößern. Gemeinsam überbrücken sie erstaunliche Distanzen.
World of Goo bringt seinen Spieler*innen bei, dass die Gemeinschaft stärker ist. Dass sie mehr ist als die Summe ihrer Individuen. Und dass der Schlüssel zum Erfolg ist, aneinander festzuhalten und einander die Hände zu reichen, wenn wir nachhaltige Brücken bauen wollen. Und es bringt ihnen bei, dass der erste Eindruck mitunter trügerisch ist und ein Spiel, das zunächst als simples Physikrätsel erscheint, durchaus inhaltliche Tiefe aufweist.
Ort: Computerspielemuseum
Tag: 1. November, 2019
Zeit: 13:52 Uhr